Donnerstag, 17. November 2011

Versicherungswirtschaft 2011: Stabile Geschäftsentwicklung


Die deutschen Versicherer verzeichnen im Jahr 2011 trotz Euroschuldenkrise und spürbarer Abschwächung der Konjunktur eine zufriedenstellende Geschäftsentwicklung: 

Die Schaden- und Unfallversicherung wird mit einem Plus bei den Beitragseinnahmen von voraussichtlich 2,5 Prozent das kräftigste Wachstum seit 2003 erzielen.

Die private Krankenversicherung erwartet einen noch deutlicheren Anstieg der Beitragseinnahmen von 4,9 Prozent. 

Die Lebensversicherung erlebt im laufenden Beitragsgeschäft eine Stabilisierung. Nach den Minusraten der beiden Vorjahre wird das Neugeschäft gegen laufenden Beitrag in diesem Jahr um rund 3 Prozent wachsen. 

Das Einmalbeitragsgeschäft der Boomjahre 2009 und 2010 ebbt wie prognostiziert wieder leicht ab (-20 Prozent). Dennoch erreicht es mit einem Volumen von 22 Mrd. Euro weiterhin ein sehr hohes Niveau. 

Aufgrund des Rückgangs der Einmalbeiträge reduzieren sich die Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung insgesamt (einschließlich Pensionskassen und -fonds) voraussichtlich um 5,7 Prozent. Die Branche verzeichnet dadurch spartenübergreifend einen Rückgang der Beitragseinnahmen um 1,2 Prozent auf 176,7 Mrd. Euro (Vorjahr 178,9 Mrd. Euro). Historisch betrachtet erzielt die Branche in diesem Jahr ihr zweithöchstes Beitragsvolumen.

„Die Geschäftsentwicklung der deutschen Versicherungswirtschaft ist angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen zufriedenstellend. Für 2012 halten wir bei aller bestehenden Unsicherheit eine weitere Verbesserung der Beitragsentwicklung für die Gesamtbranche für möglich“, so GDV-Präsident Rolf-Peter Hoenen.

Versicherer federn auch 2011 Krisenfolgen für Kunden ab
Im nunmehr vierten „Krisenjahr“ in Folge gelingt es den deutschen Versicherern, die Auswirkungen der Finanzmarkt- und Schuldenkrise für ihre Kunden weitgehend abzufedern. 

Durch ihre gut diversifizierte, langfristige Kapitalanlage kann die Branche voraussichtlich auch 2011 eine Nettoverzinsung von über vier Prozent auf ihre Kapitalanlagen erwirtschaften. 

In Anleihen der sogenannten „PIIGS-Länder“ sind deutsche Versicherer in einem sehr überschaubaren Rahmen engagiert: 

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bezifferte den Anteil von Staatsanleihen aus Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien im März 2011 auf insgesamt nur drei Prozent der Kapitalanlagen, mit einem Zehntel davon in Griechenland: 

„Damit hätte ein eventueller Zahlungsausfall Griechenlands kaum Auswirkungen auf die Unternehmen und ihre Kunden“, so Hoenen. Deutlich stärker spüren die deutschen Lebensversicherer die anhaltende Niedrigzinspolitik. Lebensversicherungskunden profitieren zwar gerade in Krisenzeiten von den Glättungsmechanismen, die es ermöglichen, auch in Krisenjahren eine im Vergleich mit anderen Vorsorgeformen attraktive Gesamtverzinsung zu erzielen. Aber dauerhaft niedrige Zinsen erschweren die Neuanlage deutlich. „Die in den vergangenen Jahren aufgebaute Liquidität von den Zentralbanken muss zügig wieder abgebaut werden“, so Hoenen.

Versicherer fordern zügige Nachbesserungen bei Solvency II
Das künftige europäische Versicherungsaufsichtsregime Solvency II befindet sich derzeit in der entscheidenden Phase: 

Während sich die Unternehmen bereits auf eine Anwendung der Regeln ab Mitte 2013 vorbereiten müssen, stehen die Anforderungen weiterhin nicht fest. 

Der GDV sieht auf allen Ebenen noch Handlungsbedarf. „Zwar wurde uns von europäischer Ebene zuletzt signalisiert, dass in wesentlichen Punkten praxistaugliche Lösungen gefunden würden – insbesondere bei der Bewertung langfristiger Garantien oder beim Berichtsrhythmus für kleine und mittlere Unter-nehmen. Den Ankündigungen müssen nun aber auch Taten folgen“, betont Hoenen mit Blick auf die immer knapper werdende Zeit bis zur Einführung von Solvency II.

Lebensversicherung – stabiles Wachstum des laufenden Beitragsgeschäftes
Das Geschäft in der Lebensversicherung ist 2011 geprägt von der erwarteten Normalisierung im Einmalbeitragsgeschäft: 

Die Einmalbeiträge belaufen sich im aktuellen Geschäftsjahr auf 22 Mrd. Euro (Vorjahr: 27 Mrd. Euro) und erreichen damit immer noch den historisch zweithöchsten Wert. 

Folglich reduzieren sich die Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung insgesamt (einschließlich Pensionskassen und -fonds) – voraussichtlich um 5,7 Prozent auf 85,2 Mrd. Euro (Vorjahr: 90,4 Mrd. Euro). 

Erfreulich ist, dass trotz der anhaltenden Finanzkrise – wie schon in den vergangenen Jahren – die Zahl der Vertragskündigungen weiter zurückgeht. 

Die Stornoquote liegt voraussichtlich bei etwa 3,5 Prozent (Vorjahr: 3,6 Prozent). 

Diese Entwicklung zeigt, dass die Versicherten weiter an ihren Altersvorsorgeverträgen festhalten. Das werten die deutschen Versicherer auch als klaren Vertrauensbeweis in ihre Produkte.

Private Krankenversicherer: Solide wachsende Branche
Die privaten Krankenversicherer können für 2011 mit einer Steigerung ihrer Beitragseinnahmen auf 34,9 Mrd. Euro (nach 33,4 Mrd. Euro in 2010) rechnen. 

Davon entfallen auf die Krankenversicherung voraussichtlich 32,8 Mrd. Euro (plus 5,1 Prozent) und auf die Pflegeversicherung 2,1 Mrd. Euro (plus 2,1 Prozent). 

Im ersten Halbjahr 2011 betrugen die Beitragseinnahmen in der Privaten Krankenversicherung 17,5 Mrd. Euro. 

Davon entfielen 12,7 Mrd. Euro auf die Krankheitsvollversicherung und 1,1 Mrd. Euro auf die Pflegeversicherung. 

Das Beitragsvolumen für Zusatzversicherungen erreichte bis Mitte 2011 insgesamt 3,4 Mrd. Euro, davon 2,3 Mrd. Euro für Zusatzversicherungen zum GKV-Schutz (Wahlleistungstarife, ambulante Tarife und Zahntarife).

Die ausgezahlten Versicherungsleistungen dürften bis Ende 2011 ein Volumen von 23,1 Mrd. Euro erreichen. 

Davon entfallen voraussichtlich 22,4 Mrd. Euro auf die Krankenversicherung (plus 5,4 Prozent) und 0,7 Mrd. Euro auf die Pflegeversicherung (plus 7,3 Prozent). 

Im ersten Halbjahr 2011 zahlten die Unternehmen der Privaten Krankenversicherung insgesamt 11,6 Mrd. Euro an Versicherungsleistungen aus: 11,2 Mrd. Euro in der Krankenversicherung und 0,4 Mrd. Euro in der Pflegeversicherung.

Schaden- und Unfallversicherer: Beitragseinnahmen und Leistungen wachsen
Für die Schaden- und Unfallversicherung zeichnet sich 2011 eine positive Entwicklung bei den Beitragseinnahmen ab: 

Sie wachsen voraussichtlich um 2,5 Prozent auf 56,6 Mrd. Euro (Vorjahr: 55,1 Mrd. Euro). 

Damit baut die Branche den Aufwärtstrend des Vorjahres spürbar aus. Entscheidend hierfür ist die positive Entwicklung in der Kraftfahrtversicherung. Hier setzt sich die Tendenz des Vorjahres fort; die Beitragseinnahmen steigen 2011 aller Voraussicht nach um 3,5 Prozent (Vorjahr: +0,5 Prozent). In allen Versicherungszweigen verzeichnen die Schaden- und Unfallversicherer 2011 voraussichtlich ein Plus in der Beitragsentwicklung.

Ihre Leistungsstärke stellen die Schaden- und Unfallversicherer auch 2011 erneut unter Beweis: Die Leistungen steigen nach dem bereits leistungsintensiven Vorjahr nochmals um voraussichtlich 0,7 Prozent auf 43,6 Mrd. Euro. Ungeachtet des Ausnahmejahres des Elbehochwassers erreichen sie damit einen neuen Höchststand. Insbesondere bei den Kraftfahrtversicherern sowie Gewerbe- und Industrieversicherern steigen die Leistungsausgaben im Vergleich zum Vorjahr.

Erstmals seit zwei Jahren wächst der versicherungstechnische Gewinn der Schaden- und Unfallversicherer 2011 – von 0,9 Mrd. Euro auf voraussichtlich etwa 1,5 Mrd. Euro. Die Schaden-Kosten-Quote, die die Einnahmen und Ausgaben nach Schadenabwicklung und Abzug aller Verwaltungskosten wiedergibt, verbessert sich 2011 gegenüber dem Vorjahr um voraussichtlich einen Prozentpunkt auf 96 Prozent.




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